Ist TikTok gefährlich? Wir haben die größten Gefahren aufgedeckt

Viele Nutzer:innen kennen, dass sie einmal die TikTok App öffnen und stundenlang bei bestimmten Videoclips hängen bleiben. So ist der Algorithmus, der die Videos für Sie auswählt und einen Clip nach dem anderen abspielt. Er lässt Sie schwer los, weil Sie die Videos aufgrund von „Autoplay“ bewusst stoppen müssen.

Das „Wall Street Journal“ hat außerdem untersucht, wie TikTok die Videos, die jemandem angezeigt werden, selbst aussucht. In einer ziemlich großen Datenrecherche mit 100 fiktiven Bot Accounts hat das Magazin herausgefunden, nach welchen Kriterien der Algorithmus entscheidet, welche Videos Nutzer und Nutzerinnen zu sehen bekommen, damit sie nicht mehr abdrehen. Der Algorithmus merkt sich innerhalb von wenigen Videos genau, wer wann wie lange welche Videos ansieht.

Was ist für den Algorithmus relevanter?

Dabei ist es weniger wichtig, woher man kommt, sondern mehr, welche Hashtags zu den Videos vergeben worden sind. Schon nach einer kurzen Zeit von eins bis zwei Stunden ist der Algorithmus in der Lage, den Nutzern und Nutzerinnen perfekt auf das Interesse des Profil zugeschnittene Videos anzuzeigen.

Die Zahl der Likes und Shares der einzelnen Videos spielt dabei offensichtlich eine untergeordnete Rolle, wie das Wall Street Journal herausgefunden hat. Viel stärker zählt, ob jemand ein Video auch zu Ende angesehen hat. Das Ziel von TikTok ist es, die Nutzer und Nutzerinnen dazu zu bringen, möglichst lange auf der Plattform zu bleiben.

Der Algorithmus zieht Sie in eine Filterbubble

Der Algorithmus spielt den Nutzern und Nutzerinnen daher vor allem personalisierte Inhalte aus, die teilweise nicht mehr im Mainstream, sondern auch in Nischen und an Rändern zu verortet sind. Hier besteht nun laut dem Algorithmus Forscher Jonathan Stray auch die größte Gefahr: TikTok zieht die Nutzer und Nutzerinnen sofort in eine bestimmte Bubble. Je mehr Videos jemand aus einem bestimmten Bereich ansieht, desto mehr bekommt er aus diesem Bereich angezeigt. Was bei niedlichen Katzen- und Tiervideos harmlos scheint, ist bei extremeren Inhalten oder Verschwörungstheorien fatal.

Durch die „inhaltliche Begrenzung“ kommt man laut Stray immer weiter in den Sog hinein und ist anfällig für politische Radikalisierung. Der Algorithmus von TikTok ist nicht der einzige und erste, der das macht und diese Gefahr mit sich bringt. Auch Facebook und YouTube waren bereits dafür kritisiert worden, diese Tendenzen zu verstärken. Doch TikTok hat das Ganze zur Perfektion getrieben und ist daher deswegen noch gefährlicher.

Ein weiterer Punkt ist, dass TikTok vor allem von Kindern und Jugendlichen genutzt wird. Diese ändern ihre Interessen aber noch weitaus häufiger als Erwachsene. Der Algorithmus kommt kaum mit der Entwicklung der Kids und Teenager mit und könnte sogar die Weiterentwicklung der Interessen behindern, wie eine Safer Internet Expertin im Gespräch mit der futurezone erklärt.

Immer wieder hört man davon, dass es bei der Nutzung von TikTok ganz schön viele Gefahren gibt. 

Worauf muss man wirklich achten?

Auf den Datenschutz achten:

Wie bei den meisten großen Sozialen Netzwerken wird auch hier der Umgang mit Nutzerdaten kritisch gesehen. Um mitzumachen, ist ein Benutzerkonto einzurichten. Dazu werden Telefonnummer, E-Mail-Adresse oder die Verknüpfung zu einem anderen bestehenden Account (zum Beispiel Facebook oder Instagram) benötigt. TikTok liest automatisch die Kontaktliste bzw. das Telefonbuch aus.

Auf die Rechtsfragen achten:

Die auf TikTok hochgeladenen Clips können auch auf Facebook, Instagram und WhatsApp geteilt werden. Das Urheberrecht ist hierfür aber nicht eindeutig geklärt. Die Betreiber geben an, dass die zur Auswahl gestellten Songs lizenziert seien. Trotzdem sollten die Filmchen mit bekannter, urheberrechtlich geschützter Musik besser nicht auf anderen Plattformen gepostet werden – auch nicht auf YouTube!

Auf die App Käufe achten:

Die Grundversion von TikTok ist kostenlos. Über In-App-Käufe kann Geld für Pakete von einem bis über 100 Euro ausgegeben werden. In Live Streams kann man prominenten TikTokern damit Coins zukommen lassen. Auch einige Spezialeffekte und Angebote innerhalb der App sind kostenpflichtig.

Auf den Jugendschutz achten:

Auch wenn der Anbieter sich um den Jugendschutz bemüht, lauern unangenehme Gefahren auf Kinder und Jugendliche. Das Mindestalter für die App beträgt 13 Jahre. Die Altersbeschränkung wird allerdings nicht geprüft. Zudem erfolgt beim Hochladen der Videos keine Filterung. Daher finden sich zum Beispiel auch Videos mit sexuell ausgerichteten Inhalten.

Auf den Kontakt mit Fremden achten:

Leider sind auf TikTok auch sexuell motivierte Erwachsene “Die Cybergroomer, Mobber sowie Leute aktiv, die sich nur zum Beleidigen angemeldet haben. Über die Chat- und Kommentarfunktion können Unbekannte Kontakt aufnehmen, sofern die Standardeinstellungen nicht geändert werden. So treten zweifelhafte Nutzer gezielt in Kontakt zu jungen Mädchen und sammeln deren Videos.

Auf die Sexualisierung achten:

Um Aufmerksamkeit zu erreichen, filmen manche Mädchen von sich freizügige Clips in knapper Bekleidung und aufreizenden Posen. Lobende und anzügliche Kommentare anonymer Nutzer, vermeintlich erwachsener Männer, bestätigen die Mädchen und fordern sie auf, weitere Filme anzufertigen. Und je mehr Mädchen sich so präsentieren, umso leichter fällt es anderen, sich auch so zu zeigen.

Welche Sicherheitseinstellungen gibt es?

Nach dem Downloaden der App und der Anmeldung im Netzwerk sollten Sie die Standardeinstellungen ändern, sonst ist das Konto öffentlich. Anpassungen lassen sich unter „Privatsphäre und Einstellungen“ vornehmen. Bedenken Sie dabei: Öffentlich freigegebene Videos sendet TikTok auch an andere Soziale Netzwerke, so dass die Videos überall auftauchen können.

Ist das Konto auf „privat“ gestellt, sind dessen Inhalte nur für ausgewählte Nutzer sichtbar. Die Kontaktaufnahme Fremder, Beleidigungen und juristischer Ärger lassen sich damit vermeiden. Der Empfang von Nachrichten sollte so eingestellt werden, dass nur Mitteilungen von Freunden empfangen werden können. Gegebenenfalls ist die Zeitbeschränkung zu aktivieren, die bei einer Nutzungsdauer von zum Beispiel einer Stunde eine Benachrichtigung verschickt.

Unsere “TikTok Checkliste” für die Eltern

Wenn Eltern Ihrem Kind die Nutzung von TikTok erlauben möchten, sollten sie folgende Punkte streng beachten:

  • Begleiten und Regeln aufstellen: Begleiten Sie die Nutzung stets aktiv und vereinbaren Sie Regeln. Überlegen und besprechen Sie gemeinsam ganz konkret, welche Inhalte Ihr Kind mit anderen teilen darf. Schauen Sie sich zusammen einige Clips an. Erklären Sie dem Nachwuchs, was ihnen gefallen oder Sie gestört hat. Was ist in einem Video zu sehen? Was könnte passieren, wenn das Video öffentlich im Netz steht? Erklären Sie, dass eine freizügige Choreografie unangenehme Folgen haben kann, wenn jeder, insbesondere ungewollte Fremde, sie sehen können.
  • Privatsphäre wahren: Achten Sie gemeinsam darauf, dass die Privatsphäre Ihres Kindes gewahrt bleibt. Das Profil bleibt „privat“, auch wenn es damit wesentlich weniger Herzen/Likes gibt. Gegebenenfalls müssen die Einstellungen nach einer Aktualisierung der App neu eingestellt werden.
  • Die ersten Schritte immer gemeinsam gehen: Behalten Sie einen Blick darauf, was Ihr Kind veröffentlicht, auch wenn dies im privaten Modus geschieht. Zumindest in der ersten Zeit sollten Kinder nur mit Ihrer Zustimmung ein Video veröffentlichen dürfen.
  • Ansprechpartner sein: Hat Ihr Kind ein Video veröffentlicht, können diese Kommentare, Spott oder mobbing ähnliche Angriffe folgen. Kinder schämen sich oft, davon zu erzählen. Bauen Sie Vertrauen auf und bleiben Sie Ansprechpartner für Ihr Kind. Nutzen Sie die Meldefunktion, um Absender solcher Kommentare zu melden und zu sperren/blockieren. Stößt Ihr Kind auf unangenehme Videos, sollte es wissen, dass es mit Ihnen über das Gesehene sprechen kann.
  • Kosten im Auge behalten: Vereinbaren, dass kein Geld für Extras/In-App-Käufe investiert wird. Oder einigen sie sich auf einen Maximalbetrag, der monatlich ausgegeben werden darf.

Zusammenfassung

Wir haben in diesem Artikel gelesen, warum der TikTok Algorithmus gefährlich werden kann und wie dieser funktioniert. Außerdem haben wir gelernt, welche Gefahren es für Kinder gibt und welche Maßnahmen man als Eltern dazu befolgen sollte.